Von Stress ist mittlerweile jeder von uns betroffen. Nach meiner Meinung hat sich Stress in den letzten Jahrzehnten zu einer Volkskrankheit entwickelt, die sich langsam, ohne dass wir es merken, einschleicht. Alles muss immer schneller höher und besser sein. Wir rennen unseren To Do’s hinterher und merken gar nicht, dass der Stress unseren Alltag bestimmt. Mittlerweile ist klar, Stress macht uns auch krank. Burnout und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nur einige Folgen. Aber was ist mit unserer Darmgesundheit? Wie wirkt sich Stress auf unseren Darm aus?

Was passiert in unserem Körper, wenn wir Stress haben?

Cortisol wird in der Nebennierenrinde produziert und ist neben Adrenalin das bekannteste Stresshormon. Es aktiviert katabole Stoffwechselvorgänge, also Abbauprozesse im Körper, die Energie bereitstellen. 

Stress bzw. die Cortisolausschüttung ist ein lebenswichtiger Zustand für uns, ohne Stress können wir Gefahrensituationen nicht bewältigen. Das Hormon dient dem Körper als wichtiges Schutzschild gegen Belastungen und Entzündungen.

In akuten Belastungssituationen, wie z.B. einer Prüfung, einer Gefahrensituation oder bei einem anstrengenden Training, schüttet die Nebenniere Cortisol aus. Gleichzeitig werden auch Noradrenalin und Adrenalin ausgeschüttet um dem Gehirn zu signalisieren, dass es Glukose als Energiequelle bereitstellen soll. Folglich schlägt das Herz schneller, der Blutdruck steigt, der Fettstoffwechsel wird aktiviert und Entzündungsreaktionen werden im Körper gehemmt. Dein Körper macht sich also Kampfbereit (stammt aus der Vergangenheit als wir noch Jäger und Sammler waren), deine Konzentration ist gesteigert und du fühlst dich leistungsfähiger.

Der Körper zieht also jegliche verfügbare Energie heran um diese Situation zu bewältigen. Das führt dazu, dass andere Prozesse die gerade parallel gelaufen sind, erst einmal gestoppt werden.

Stress schlägt auf die Verdauung

Vielleicht kennst Du das auch: In einer akuten Stresssituation vergeht Dir der Appetit, du bekommst Bauchschmerzen oder sogar Durchfall. Viele haben diese Symptome z.B. vor Prüfungssituationen. Aber Stress kann noch ganz andere Auswirkungen auf den Darm haben.

Verdauungsprozesse werden nicht ausgeführt

Wie oben bereits geschrieben, nutzt der Körper sämtliche Energie um die Stresssituation zu bewältigen. Verdauungsprozesse benötigen ebenfalls viel Energie. Folglich stellt der Körper die Verdauungsprozesse ein, denn diese sind in der „Gefahrensituation“ nicht notwendig. Das bedeutet ganz einfach die Nahrung bleibt dort wo sie gerade war. Bei einer kurzfristigen Stresssituation ist das gar kein Problem, danach geht es einfach weiter mit der Verdauung. Bei langanhaltendem chronischem Stress, bedeutet das, dass die Nahrung nicht verdaut wird, Nährstoffe nicht aufgenommen werden können und die Nahrung unverdaut wieder ausgeschieden wird. Das kann zu Blähbauch, Blähungen, Krämpfen und einem Nährstoffmangel führen.

Die Darmmortalität steigt oder sinkt

Die Darmmortalität, also die Wellenbewegung des Darms, die den Nahrungsbrei bewegt wird bei kurzfristigem Stress angeregt. Auch die Abgabe von Wasser, Schleim und Elektrolyten ins Darminnere erhöht sich. Das kann zu Durchfall führen.

Im Gegensatz dazu, sinkt die Darmmortalität bei chronischem Stress und das kann zu Verstopfungen führen.

Weitere Symptome

Wir spüren die Vorgänge im Bauch deutlicher und nehmen sie als unangenehm war. Es können sich dadurch stille Entzündungen bilden (mehr dazu hier) und bei Menschen mit einem Reizdarm können sich dadurch die Symptome wieder verstärken.

Stress während der Nahrungsaufnahme

Grundsätzlich sollten wir uns ausreichen Zeit nehmen für unsere Mahlzeiten. Durch den Alltagsstress kommt das aber nur noch selten vor. Wir essen unsere Mahlzeiten schnell, schlingen sie in uns hinein, essen vor dem Laptop oder on the Go. Wir setzten unseren Körper also während der Nahrungsaufnahme schon unter Stress. Was das für die Verdauung bedeutet habe ich dir oben erklärt. Dieser stress führt aber schon bei der Nahrungsaufnahme zu Problemen. Um die Nahrung gut verdauen zu können benutzt unser Körper Verdauungssäfte und Enzyme. Diese werden dann gebildet, wenn unser Gehirn signalisiert „Achtung da kommt Essen“. Wir sollten also schon bevor wir anfangen zu essen unsere Sinne nutzen um unseren Körper auf die Nahrungsaufnahme vorzubereiten. Riechen, schmecken, fühlen, sehen und hören helfen dabei dem Gehirn zu zeigen, dass da jetzt was kommt. Außerdem ist Kauen, ca. 15-20 Mal pro Bissen, sehr wichtig. Umso öfter wir kauen umso besser unterstützen wir unseren Verdauungstrakt. Suppen und Smoothies sollten übrigens auch gekaut werden.

Insgesamt solltest Du Dir mindestens 20 Minuten besser 30 Minuten Zeit für Deine Mahlzeit nehmen. Zwischendurch das Besteck immer wieder ablegen, durchatmen und aufrecht sitzen helfen ebenfalls die Mahlzeit stressfrei zu genießen.

So schadet Stress Deiner Darmflora

Stress hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Verdauungsprozesse, sondern auch auf unsere Darmbakterien. Wenn wir ständig unter Stress leiden, verändert sich unsere Darmflora, denn unsere guten Bakterien mögen keinen Stress und ziehen sich zurück. Dadurch können sich die schlechten Bakterien leichter ausbreiten. Normalerweise haben wir 85% gute Bakterien und 15 % schlechte Bakterien im Darm. Die guten Bakterien halten die schlechten in Schacht, so dass sie sich nicht ausbreiten können.

Wenn sich die Zusammensetzung der Bakterien in unserem Darm ändert, kann das zu eine Dysbalance führen. Und das kann Symptome wie Blähbauch, Durchfall, Verstopfungen, Krämpfe, Müdigkeit und Heißhunger hervorrufen.

Dazu kommt, dass der Dauerstress unsere Darmbarriere angreift und die Darmwand in Folge dessen durchlässiger wird. So können Bestandteile (Schadstoffe, Gifte, Krankheitserreger) in die Blutbahn gelangen die dort nicht hingehören und das kann dann wiederum zu Entzündungen führen.

Der Einfluss von Stress auf Deine Emotionen

Stress kann sich negativ auf Deinen Darm und Deine Darmflora auswirken. Genauso kann sich der Zustand Deines Darms auf Deine Emotionen auswirken. Unser Darm ist eng mit dem Gehirn verbunden (Vagus-Nerv), es laufen mehr Nervenstränge zum Gehirn hin als vom Gehirn zum Darm. So zeigen Untersuchungen an Mäusen z.B. dass das Mikrobiom Einfluss auf das Verhalten und auch die Gemütslage der Mäuse hat. Schüchternen Mäusen wurden die Darmbakterien von „frechen“ Mäusen transplantiert und umgekehrt. Das Verhalten der Mäuse hat sich dann dementsprechend geändert.

Außerdem bestimmt auch die Zusammensetzung Deiner Darmflora wie gut du mit stress umgehen kannst.

Fazit

Wie Du siehst hat dauerhafter Stress einen enormen Einfluss auf unseren Darm. Um diesen Dauerstress entgegenzuwirken macht es Sinn nicht nur Stress-Management zu betreiben, sondern auch sein eigenes Essverhalten zu optimieren und den Darm mit Hilfe von gesunder und ausgewogener Ernährung zu pflegen. Oft führt das eine zum anderen, so dass wir irgendwann in einer Wiederholungsschleife hängen und Schwierigkeiten haben wieder heraus zu kommen. Ich empfehle Dir mit einer Sache anzufangen und diese zu optimieren. Im Anschluss nimmst Du dir die nächste vor.

Mach den Darm Balance Selbsttest und finde heraus, ob Dein Darm in Balance ist!

Durch den Test erfährst Du:

  • Auf welche Anzeichen Du achten solltest
  • Wie wahrscheinlich es ist, dass Du eine Dysbalance hast
  • Was eine Dysbalance fördert